Leipzigerinnen um die Jahrhundertwende - Fotografie, Drucktechniken, Papierstickerei (2014) |
Die Ausstellung "Earth Stories" tourt weiter:
The
Kennedy Museum of Art in Athens, Ohio (bis 6. September)
und dann
San
Jose Quilt & Textile Museum in San Jose, CA (ab 6. November)
Meine Arbeit zu den "Wächterhäusern" in Leipzig ist als eine der wenigen europäischen Arbeiten mit dabei.
Wächterhaus Projekt: Il y a toujours des idées pour un peu de soleil (2012) mit Original Materialien von den Wächterhaus Bannern |
Die Situation hat sich mittlerweile ziemlich geändert, Häuser stehen nicht mehr leer und Leipzig nähert sich der Situation anderer Städte in Deutschland an. Aber als ich die Skizzen und das Portfolio für das Werk eingereicht hatte, waren die Stadtteile noch anders, Häuser verfielen und der Eindruck von leeren dunklen Fenstern in der Nacht war in manchen Stadtteilen massiv, besonders, wenn man an Häusern vorbei kam, bei denen dann ein einziges von ca. 20 Fenstern beleuchtet war.
Das Earth Stories Konzept thematisiert "Weltverbesserungs-Projekte". Ich dachte, naturbezogene Themen machen Viele und es liegt nahe. Warum nicht mal die Stadt als Lebensraum aufgreifen und Projekte zu betrachten, die sich mit städtischer Entwicklung befassen? Und auch hier wieder ein komplexes Thema. Die Häuser zu erhalten sind eins. Aber dass Leute mit guten Ideen oft keinen Platz finden, an dem sie arbeiten können, war der andere interessante Aspekt daran und drittens bringt das ja auch wieder Leben in Stadtteile, in denen es eher trist zugeht.
In Leipzig herrschte kein Mangel an Raum.
Im Zuge der Projektentwicklung sammelte ich auch einige Frauenportraits aus der Jahrhundertwende vom Flohmarkt. Ich suchte systematisch nach Leipziger Fotografen und fand eine Menge. Wonach wählt man Fotos aus? Diese steifen Portraits lassen wenig von der Persönlichkeit durchblitzen, aber manche Frauenportraits hatten etwas Interessanteres als andere. Zeigt sich "Selbstbewußtsein" darin? In der Haltung? Dem Ausdruck? Gesichtszügen? - über ihr Leben bleibt wenig: wir können nur fantasieren. Inspiriert von den Jahrhundertwendehäusern war der Schritt zu den Frauenportraits nicht weit. Frauenbiografien, die irgendwie als Foto noch existieren und dann doch auch wieder nicht.
Landen diese Fotos mal auf dem Flohmarkt, bleibt nichts anderes als die Neugier. Recherche bringt oft nicht weit. Es bleibt also nur, diese Fragmente mit eigenen Ideen oder mit Fundstücken zu ergänzen, die zwar einen Zeitbezug haben, aber nicht der echten Geschichte entsprechen. Ein wenig wie beim Roman: Geschichtenschreiben, man entwirft eine Figur und deren Kontext, ohne echten Bezug zur Realität, kombiniert andere Ideen damit und macht daraus ein Konstrukt einer Biographie, die so hätte sein können... obwohl das Foto ihre Existenz zeigt, bleibt ja nicht mehr anderes übrig. Ob diese namenlosen Frauen in den heutigen Wächterhäusern mal gelebt haben, ist nicht von Bedeutung. Aber es könnte sein...
Sehr erstaunt war ich, als ich bei einer Ausstellung darauf angesprochen wurde, ob ich hier Werbung für Rosa Luxemburg und eine polititsche Richtung machte... (???). Welche Assoziationen die Besucher von Ausstellungen angesichts unserer Werke haben, können wir nicht beeinflussen. Aber interessant war es schon, wie sehr diese aufgegebenen und ausrangierten namenlosen Jahrhundertwendeportraits hier in der Gegend mit einer ganz bestimmten politischen Haltung verbunden sind. Ikonographie fällt mir dazu ein...vielleicht landen sie deshalb hierzulande auf dem Flohmarkt.
Flohmarkt - Kunstausstellung für Geübte
Jahrhundertwendeportraits - Siebdruck und andere Drucktechniken, Patchwork aus Stoff und Papier, Maschinenstickerei (2014) - Privatbesitz |
The SAQA Earth Stories Project is still on tour, see the schedule above. While working for this project I was interested in the development of deconstruction and cultural projects to enhance and develop the situation of abandoned quarters in towns. Now, Leipzig became close to other towns with less differences. My interest in flea markets is still there, flea markets and thrift stores as places of past, history, stories and of human and social subjects: collections, abandoned stuff, but also emotions like passion, greed, etc.
I searched for women portraits from Leipzig of the turn of the century. What about portraits? Can we get a small peak in the story and personality of someone? What about faces or attitudes? photos from flea market are often nameless. We need to work with fragments, fiction and projection. I made a series of interesting women portraits of that time, combined with old letters, textile related materials like laces and ancient craft magazines and my ideas about strong personalities. Surfaces of the past - projection from our contemporary view...
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