Donnerstag, 23. Januar 2020

Brauche ich ein Skizzenbuch?

So ordentlich sieht es auf meinem Arbeitstisch nur aus, wenn ich einen Kurs vorbereite...
Der Onlinekurs "Skizzenbuch - einfach beginnen" hat begonnen. Begleitend dazu wird es hier immer mal wieder Posts zum Thema Skizzenbuch geben. Dies sind nicht die Übungen und Aufgaben aus dem Kurs. Es sind eher Gedanken und Positionen rund ums Thema. 
Seit ich mein Buch Momentaufnahmen (2015) geschrieben habe, ist schon wieder einige Zeit ins Land gegangen. Die Inhalte sind aber immer noch taufrisch!

Wozu brauche ich Skizzen?

Eines der Hauptthemen meiner Teilnehmerinnen in vielen Kursen ist die Frage, ob wir in der Textilkunst überhaupt ein Skizzenbuch brauchen und wie wir es mit unserer Materialorientierung nutzen können.

Was sind Skizzen überhaupt? Herkömmlicherweise fällt uns bei dem Wort Skizze sofort eine Zeichnung ein.  In den letzten Jahren vielleicht auch "Journaling" Seiten, die wir in den sozialen Medien zu Hauf sehen können. Textile Skizzen sieht man nicht so oft, in letzter Zeit aber doch etwas häufiger. Vielleicht wäre das Wort "Studie" besser geeignet? Aber auch das klingt nach einer organisierten Reihe von verschiedenen Ansichten eines visuell zu studierenden Gegenstandes. Voller Ordnung und Absicht.



Britta Ankenbauer: Gestickte Studie, Mixed Media, Papier und freie Stickerei

Skizze ist für mich einfach alles, mehr als Zeichnung, beginnend bei Mark Making (es gibt immer noch kein gutes deutsches Wort dafür) über Naturstudien (ja, Zeichnung und Malerei), Experimente und Materialerforschung, Übung zum Verbessern von Techniken und Recherche für Kenntnisse. Letting go und Planung, Zufallsprodukt und Fundstück .... 
Also ist es ein Überbegriff für das, was "vor dem fertigen Werk" an Ideenfindung, Suche, visueller Sammlung, Übung und Reflexion geschieht.
Britta Ankenbauer: Mark Making und Stickerei sind sich sehr ähnlich
 In meiner ersten Ausbildung habe ich ja gelernt, Trends zu beobachten. Zur Zeit ist ja das "Tägliche Tun" ganz trendy. XY-Tage etwas machen. Und durchhalten!!! Ich frage mich, ob das nicht eine sprachlich attraktivere - und veränderte Form von "Üben" ist. Wer ein Instrument lernen möchte, sollte jeden Tag üben. Ich habe mal Geige gespielt. Mehr schlecht als Recht (und nicht sehr lange). Aber das tägliche Üben hätte eine Selbstverständlichkei sein sollen - für mich aber schwer durchzuhalten damals. So viele Menschen probieren gerade etwas, was sich anhört, als ginge es um Disziplin. Jeden Tag! Never ever weniger!!! Dabei geht es vielleicht darum, Hände und Augen - wie die Sportler- fit zu halten.

Auf das Arbeiten mit dem Skizzenbuch bezogen, wäre es ja schön, täglich zu üben, es zu füllen, herumzuexperimentieren. Es geht aber nicht um Fleiß, Disziplin und Ordnung, denn das Ziel ist nicht (ausschliesslich), zeichnerisch besser zu werden oder die hundertste der besten aller besten Ideen zu finden. Skizzenbuch ist tiefer, entspannter, ist langfristiger angelegt. 

Mein Skizzenbuch ist ein eigenes Universum

Es geht für mich um Orte. Skizzenbuch ist ein Ort der Aufbewahrung, ein Ort des Suchens, ein Ort des Experimentierens. Ein Spielplatz und ein Museum. Dabei ist es toll zu erspüren und zu bemerken, wann ich üben sollte, wann ich einfach nur herumspiele, wann ich Raum für neue Ideen brauche. Ich kann sie nicht erzwingen. So plädiere ich gerade bei der Arbeit mit dem Skizzenbuch dazu, gut auf sich selbst zu hören. Anfänge zu finden, Ja! Ruhepausen und künstlerisch Yoga zu machen (war ein anderer Onlinekurs). 
Das bedeutet für mich: ich respektiere auch das "Menschliche" in mir, das mich manchmal einfach in einen "letting go" Zustand versetzt. Früher dachte ich, es ist einfach Trägheit. Heute denke ich, dass Kreativität auch Pausen braucht, ich vertraue mir selbst, dass ich bemerke, wann ich Zeit zum Luft holen und die Seele baumeln lassen brauche,... interessanterweise kommt dann manche Idee auch mal angeflogen.

Üben kann ich später mal wieder. Ich muss noch an meinen Linien arbeiten. Die brauchen noch etwas... mal sehen...


Britta Ankenbauer: Skizzenbuchseite

 


1 Kommentar:

  1. Liebe Britta, das hast du sehr schön beschrieben. Ich tue mich da ja auch sehr schwer, den 1. Schritt in meinem Skizzenbuch zu machen. Zu beobachten, zu reflektieren, wahrzunehmen. Ich bin gespannt wohin hier meine Reise geht und freue mich sehr auf die 4 Wochen. Lg Tatjana

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