Donnerstag, 26. März 2020

Unsichtbares2

Britta Ankenbauer, "Echo" - Unsichtbares - Invisible Echo (2019)

Der Moment

Es ist nun schon einige Jahre her, dass ich mein zweites Buch geschrieben habe. Die "Momentaufnahmen". Ein Universum für die textile Arbeit mit Skizzen. Ich hatte damals festgestellt, dass in der textilen Community der Begriff "Skizze" eher negativ bewertet wurde, Skizze wird immer noch sehr als Zeichnung verstanden, möglichst noch perfekt. Große Scheu!!!

So etwas reizte mich, und deshalb habe ich die Gründe erforscht. Es mag mit unserer Liebe zu Texturen zusammenhängen. Es ist ein Sinn, der bei textilen Künstlerinnen und Künstlern vielleicht besonders ausgeprägt ist. "Touch" - der Sinn, etwas haptisch sofort zu erfassen und auch wiedergeben zu wollen. Linie, Form, Fläche: alles nur "Beigeschmack", die Oberfläche gibt den letzten Schliff, sei es durch Skizze oder später beim Sticken und darüber arbeiten.

 Letztendlich habe ich dann auch dieses Buch veröffentlicht. Ich habe es Momentaufnahmen genannt, denn es geht bei der Skizze nicht um eine perfekte - womöglich noch fotorealistische - Zeichnung. Es geht um den Moment, und eben die Oberflächen, um Textur, und natürlich um alle anderen grafischen Elemente.

Textilmenschen sind haptisch veranlagt. 
So ist das Berühren und Streichen über Material und Oberflächen etwas, was uns sehr eigen ist. Das können wir mit Farben, Stiften und Pinsel festhalten. So etwas ist Skizze im textilen Sinne (noch viel mehr, aber darum geht es gerade nicht).
Im Moment ist aber das Berühren von Oberflächen nur zu Hause sicher. Im Supermarkt werden Handschuhe verteilt oder man bekommt eine Desinfekt-Dusche auf die Hände, ich fand das gestern sehr beruhigend, als ich einkaufen war. 

Schwer ist es, wenn ich Textil arbeite. Meine Arbeit geht über die Hand. Ich erfasse Oberflächen mit den Augen und ein zweiter Sinn ist sofort im Einsatz: ich weiß nur durch Blicke, wie es sich anfühlt, will aber dann doch berühren. Etwas Ähnliches haben vermutlich Köche, sie lesen etwas über Lebensmittel und schmecken im Geiste. 

Dass nun auf meinen geliebten Oberflächen etwas Unsichtbares haftet, wusste ich zwar theoretisch, war mir aber ehrlich gesagt, so nie richtig bewußt, natürlich ist es mir klar, aber bisher fühlte sich das nicht sehr gefährlich an und ich hatte auch nie Bedenken.

So kann ich nur dafür plädieren: malt Oberflächen, macht Skizzen von Texturen und Strukturen, aber berührt im Moment eher alles mit den Augen statt mit den Händen. Eine echte Übung, auch wenn ich das Wort Challenge nicht so mag, würde ich es hier benutzen! 

Ohne "Touch" fühlen, wie es sich anfühlt.
Eine gute Möglichkeit, Momentaufnahmen im Skizzenbuch zu Oberflächen und vielleicht dem Unsichtbaren zu machen.
 


 

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